Roman Signer

Mit seinen «Ereignissen» und Installationen arbeitet Roman Signer (* 1938) seit den 1970er Jahren an einer Neudefinition der Skulptur. Signer bezieht Zeit, Beschleunigung und Veränderung mit in den skulpturalen Prozess ein und erkundet die Möglichkeiten des Mediums. Der Künstler interessiert sich für energetische Prozesse oder «Ereignisse», wie sie sich in seinen inszenierten Aktionen manifestieren. Mit Konsequenz vertritt Roman Signer einen Werkbegriff, der die Idee des dreidimensionalen, unveränderbaren Objekts verlässt und Zeit als vierte Dimension in die Gestaltung einbezieht.

www.romansigner.ch

«Piaggio an der Mauer», 2017

Installation
Ort: Staumauer

Roman Signer, «Piaggio an der Mauer», 2017, Installation, Bild © Ralph Feiner

Roman Signer, «Piaggio an der Mauer», 2017, Installation, Bild © Ralph Feiner

Als würde es sich im rasenden Tempo im Sturz entlang der steilen Piste befinden, hängt ein blaues, dreirädriges Fahrzeug der Marke Piaggio, mit der Vorderseite nach unten, an der Staumauerwand. Nur die von Weitem schwach erkenntliche Befestigung bewahrt es davor, vollständig herunterzustürzen. Ein enormes Aktionspotenzial ist spürbar und vermag der imposanten Präsenz der gewaltigen Natur entgegenzutreten.

Der blaue Piaggio ist seit den 1990er Jahren präsent in Roman Signers Schaffen. Er tritt in unterschiedlichen Konstellationen auf, so als zum Brunnen umfunktioniertes Objekt («Fontana di Piaggio», 1995) oder senkrecht auf der Heckfläche stehend («Flex Sil Reloaded», 2013; «Start», 2014). Wie bei letztgenannter Arbeit bleibt auch der an der Staumauer hängende Piaggio statisch, und trotzdem wohnt der skulpturalen Installation eine enorme potenzielle Ereignishaftigkeit inne: Das drohende Ereignis – die Entladung der physikalischen Kräfte – liegt quasi in der Luft. So wird die mächtige Präsenz der durch Wasserkraft gewonnenen Energie, die die gewaltige Staumauer verkörpert, durch die Installation noch gesteigert. Der Dreiradtransporter Piaggio, ein italienisches Erzeugnis, verbindet zudem das Grenztal mit Italien, von wo Hunderte von Arbeitern kamen, um am Bau der Staumauer mitzuwirken.